Category Archives: Geistliches Wort

„Weil wir gemeinsam Kirche sind“

Plakat KV und PGR Wahl

 

„Weil wir gemeinsam Kirche sind“

06./07. November 2021

Pfarrgemeinderats- und
Kirchenvorstandswahl

 

Liebe Christen,

unsere Ortschaften, unsere Kirche und unsere Gesellschaft verändern und weiten sich. Wie sehen unsere
Dörfer in 10 Jahren aus? Wie sehen unsere Kirchengemeinden in 10 Jahren aus? Eine Gemeinde lebt von einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig prägt und trägt. Dafür braucht es Menschen, die sich einsetzen und stark
machen. In unseren Ortschaften gibt es viele Aufbrüche, denken wir an die digitale Vernetzung durch die Dorfapps, denken wir an Krabbel- und Spielgruppen in unseren Pfarrheimen, denken wir an ältere Messdiener- und Messdienerinnen, die sich um die Jüngeren kümmern. Am 06./07. November 2021 finden in unserem Erzbistum Paderborn die Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen statt. Ich möchte Sie ermutigen, sich mit ihren ganz persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten in unsere Gemeinden
einzubringen. Sei es durch das Gebet, sei es durch die Begleitung von Kindern und Jugendlichen, sei es durch die aktive Mitarbeit in unseren Gruppierungen oder sei es durch die Teilnahme an der Pfarrgemeinderats- oder
Kirchenvorstandswahl, wo Sie mit ihrer Stimme engagierten Frauen und Männer in unseren Gemeinden Ihre
Bekräftigung geben können. Ich wünsche mir, dass unsere Ortschaften lebendige Gemeinden sind, die unseren
Kindern eine zukunftsfähige und tragende Gemeinschaft und Heimat bieten.

Glaube lebt von Gemeinschaft, Glaube lebt von Ihnen und uns allen!

Ihre Gemeindereferentin Marion Dinand

 

 

 

Ministrantendienst

Ministrantengruppe

(Foto:privat PV Corvey)

Unseren Pastoralverbund könnte man mit einer Baustelle vergleichen. Architekt und Maurer, Elektriker und Maler, Schreiner und Dachdecker und viele andere arbeiten zusammen – alle an ein und demselben Haus, aber jeder auf seine Weise. So gibt es in
unserem Pastoralverbund eine Reihe von Frauen und Männern, Jugendlichen und Kindern, die den einen oder anderen Dienst übernommen haben, jeder
gemäß seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. – Auch bei der Feier der Gottesdienste wird eine sinnvolle Aufgabenverteilung sichtbar:

Dabei ist gerade auch der Dienst der Ministranten wertvoll und hilfreich.

Ministrant“ kommt von demselben lateinischen Wort wie Minister, nämlich von „ministrare“ = dienen.

Die Minister, die in diesen Wochen eine Regierung bilden, haben den Auftrag, sich mit ihren Fähigkeiten, ihrer Kraft, ihrer Zeit für die Menschen des Landes einzusetzen.

Ministrant sein ist zwar kein lebensfüllender Beruf, man braucht dafür „nur“ einen Teil seiner Zeit; dieser Dienst gilt aber dem Herrn, zu dem wir im Gloria sagen: „Du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus!“

Ihm dienen ist in den Augen derer, die nicht an ihn glauben, etwas Unbedeutendes.

In Wirklichkeit aber ist schon der kleinste Dienst, – wie das reichen eines Bechers Wassers – den man für ihn, den „Höchsten“, und in seinem Auftrag tut, eine große Sache.

Wenn unsere Ministranten im Pastoralverbund ihren Dienst so gern ausüben und ernst nehmen, machen sie dadurch deutlich, dass sie an Jesus Christus glauben, zu ihm gehören und in seiner Nähe sein wollen – nicht nur beim Dienst am Altar, bei den gemeinsamen Aktivitäten, wie der Sommerfahrt nach Oberstdorf, sondern auch im alltäglichen Leben.

Dabei werden sie unterstützt durch eine gute praktische Ausbildung, die wir in diesem Herbst wieder aufnehmen werden, um Wissen zu vertiefen und um gute Erfahrungen machen zu können.

Und jedem, der in der Kirche einen der vielen Dienste wahrnimmt – als Ministrant, als Lektor, in einer der ehrenamtlich übernommenen Aufgaben oder in einem kirchlichen Beruf – gilt der Anruf des Herrn:  „Wer mir dienen will, folge mir nach!“ (Joh 12,26)

Und dieser „Anruf-Gottes“ kommt in der Regel nicht mit einem großen Knall, sondern in den kleinen Dingen des Lebens. Gott ist es, der uns zutraut – der es euch zutraut – dass ihr eure Berufung – euren Platz in der Kirche – in der Nachfolge Jesu findet. Viel Freude beim sich rufen lassen!

Pastor Tobias Spittmann

 

Was ist Ihnen Heilig?

Was ist Ihnen heilig“
Was ist Ihnen das Wertvollste
in Ihrem Leben?

 

Liebe Christen,

nehmen Sie sich einen Moment Zeit und beantworten einmal für sich selbst diese Fragen:

„Was ist Ihnen heilig? Was ist Ihnen das Wertvollste in
Ihrem Leben?“

Werden diese Fragen einer Gruppe von Menschen gestellt, fallen die Antworten je nach Alter und Lebenssituation sicherlich ganz unterschiedlich aus.

Vielleicht bringen Sie diese Fragen in Ihrer Familie oder in Ihrem Freundeskreis einmal ins Gespräch. Oft wissen wir voneinander gar nicht, was uns heilig und wertvoll ist.

Heilig und Wertvoll werden Menschen, Gegenstände oder Erfahrungen für uns, weil wir etwas Besonderes mit ihnen verbinden, weil sie uns an etwas erinnern oder uns geprägt haben. Sie bekommen sozusagen einen „sakramentalen Charakter“, d.h. Sie ganz persönlich verbinden mit dem Menschen oder dem Gegenstand etwas, das andere von außen nicht sehen können. Das Heilige wird erst durch einen zweiten, tieferen Blick für andere erkennbar.

Ist es nicht mit unseren Sakramenten genauso? Für Nichtchristen ist der Leib Christi einfaches Brot, für uns Christen verbirgt sich hinter dieser sichtbaren Hostie Jesus Christus selbst mit seiner Gegenwart.

An Fronleichnam wird dieser Leib Christi in der Monstranz  in der Regel durch unsere Straßen und Ortschaften getragen.

Das Allerheiligste wird sichtbar gemacht für alle Menschen.

Vielleicht können Sie Ihrer Familie auch sichtbar und erfahrbar machen, was Ihnen ganz persönlich heilig und wertvoll ist.

Ihre Gemeindereferentin Marion Dinand

 

 

Bildnachweis: Oliver Kelch; www.pfarrbriefservice.de)

Komm, Sturmwind des Geistes,                              

zerbrich die selbstgemachten
Häuser, die uns doch nicht
bergen können.

Führ uns hinaus
aus unsern Kerkern,

beheimate uns im ewigen Haus! 

Komm, Sturmwind des Geistes,

bring zum Erlöschen
die künstlichen Lichter,

die uns erblinden ließen
für das wahre Licht.

Gib uns den klaren Blick! 

Komm, Sturmwind des Geistes,

überflute die Dämme,
mit denen wir uns abgesichert haben

gegen den Einbruch des Himmels.

Befreie uns aus unsren Wüsten! 

Antje Sabine Naegeli

Jetzt blühen sie wieder. Die Rapsfelder. Das Gelb der Blüten leuchtet weit. Ich kann mich jedes Jahr neu an einem in voller Blüte stehendes Rapsfeld erfreuen, da es in mir Erinnerungen wachruft. Gute und wertvolle Erinnerungen an eine internationale Wallfahrt, zu der ich damals als junge Studentin eingeladen war. Mit Rucksack und Schlafsack ging es 3 Tage lang ca.100 km durch blühende Rapsfelder von Paris nach Chartres. Ziel war die Kathedrale von Chartres. Hier feierten wir an einer lang durch den Mittelgang aufgestellten Tischreihe Gottesdienst. Ein echtes Gemeinschaftserlebnis! Mehrere tausend überwiegend jugendliche Pilger aus vielen Ländern nehmen heute noch an dieser jährlich stattfindenden Wallfahrt teil – immer zu Pfingsten. Pfingsten – die Geburtsstunde der Kirche. Auf dieser Pfingstwallfahrt durfte ich „sie“ erleben: Kirche als eine Gemeinschaft von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, die gemeinsam unterwegs sind. Kirche als „wanderndes oder pilgerndes Volk Gottes“, als ein Volk, das in Bewegung und nicht erstarrt ist oder auf der Stelle tritt. Kirche als eine Gemeinschaft von Menschen, die ihre Gedanken austauschen über Gott und die Welt, die gemeinsam beten, singen, essen, lachen und Anteil nehmen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die Leben und Glauben miteinander teilen und daraus Kraft und Freude schöpfen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die einen Vers aus der Bibel mit auf dem Weg nehmen, über ihn nachdenken, mit anderen darüber sprechen und versuchen herauszufinden, was der Vers heute ganz konkret für den Alltag sagen möchte. Unser Vers damals war aus dem Johannesevangelium (8,32): „Die Wahrheit wird euch frei machen.“

Ich wünsche uns allen, dass wir Kirche heute (wieder) (neu) als solch eine Gemeinschaft erleben und erfahren können! Ich bin überzeugt, dass der Hl. Geist, die Energie- und Kraftquelle Gottes, auch heute in uns lebt und wirkt und dass er uns in die Wahrheit führt, die uns freimacht (siehe Text von A. Naegeli).

Auch im Namen des Pastoralteams ein von guten Wünschen erfülltes Pfingstfest! 

 

Ihre Marie-Luise Bittger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gedanken zu Maria im Monat Mai

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Foto: Jonathan Winkler

Mit der ganzen Kirche verehren wir im Monat Mai in besonderer Weise die Gottesmutter als Maienkönigin. Der Monat Mai ist der schönste
Monat im Jahr, der uns mit seiner Blütenpracht geradezu verzaubert. Diese Schönheit der Natur wird in vielen Liedern und Gebeten auf Maria übertragen: „Es blüht der
Blumen eine auf ewig grüner Au…“ „Sie ist die edle Rose, ganz schön und auserwählt …“  u.v.m.

Eine schöne und besonders angemessene Art der Marienverehrung im Monat Mai sind die beliebten und geschätzten Maiandachten. Von Italien im 18. Jahrhundert ausgehend verbreiteten sie sich in der ganzen Weltkirche und erreichten Deutschland im 19. Jahrhundert. Im Erzbistum Paderborn feiern wir Maiandachten seit 1852. Leider können auch in diesem Jahr wegen der noch andauernden Pandemie die beliebten Maiandachten in der gewohnten Weise in unseren Kirchen –  wie alle anderen Gottesdienste – nur eingeschränkt stattfinden, obwohl gerade in dieser Zeit das Gebet zur Gottesmutter um Hilfe und Schutz besonders wichtig, ja notwendig ist.

Diese besonderen Umstände erinnern mich an meine Kindheit. In den Tagen vor dem 1. Mai rückte meine Oma eine Marienfigur in den Vordergrund, die wir mit Kerzen und vor allem mit vielen, vielen Blumen aus dem Garten und der Wiese schmückten; und so entstand in ihrer Wohnung ein ansehnlicher, kleiner Maialtar.

Wäre es nicht schön, wenn wir diesen alten Brauch wieder aufleben ließen? Übrigens, vor dem Maialtar in der Wohnung dürfen wir auch „Maria, Maienkönigin…“ und all die anderen uns lieb gewordenen Marienlieder singen bis wir uns hoffentlich im nächsten Jahr alle wieder vor dem Maialtar in der Kirche versammeln dürfen.

Ihr Diakon Erwin Winkler

 

Quo vadis? – Wohin gehst du?

(Bildnachweis: Andreas Kröner; www.pfarrbriefservice.de)

Quo vadis? – Wohin gehst du?

Einer Legende zufolge floh Petrus in der Zeit der Verfolgung durch Kaiser Nero zwischen 64 und 67 n. Chr. aus Rom: Auf seinem Weg aus der Stadt begegnet er Jesus, der ihm in Richtung der Stadt entgegenkam. Petrus fragt: „Quo vadis, domine? – Wohin gehst du, Herr?“ Jesus antwortet:“ Ich gehe nach Rom, um mich nochmals kreuzigen zu lassen.“

Jesu Antwort macht Petrus nachdenklich. Er kehrt um und geht seinen Kreuzweg – mit Jesus an der Seite.

Begegnungen mit Jesus sind herausfordernd. Wer auf seinen Ruf hört, findet Sinn und Bestimmung. Für Jesus gibt Petrus sein Leben hin. – Wie in der Legende erfolgt der Ruf Jesu nicht immer ausdrücklich. Eine Begegnung, bei der jemand bewusst in eine andere Richtung geht und meinen Weg in Frage stellt, kann viel wirkungsvoller sein als der direkte Appell.

In diesen Tagen, an denen unsere neuen Diakone in der Erzdiözese geweiht werden und sich unsere Jugendlichen auf das Sakrament der Firmung vorbereiten,  dürfen auch wir uns die Frage stellen wo wir Gott begegnen, wo ich Gott begegne.

Es gibt Zeiten wo ich Jesu Anwesenheit in Fülle spüre, wo ich merke, ER ist mit mir auf dem Weg und begleitet mich.  Hat mich im Blick, lenkt meinen Weg, korrigiert mich und wenn ich strauchle fängt er mich auf. – Welch ein Geschenk so begleitet zu sein.

Es gibt aber auch Lebensphasen, in denen man Jesu Nähe nicht spürt; Zeiten, in denen man Jesus fragt, wo er ist. Gerade in kritischen Momenten des Lebens mag es sein, dass man die Gegenwart Jesu nicht erlebt und die Begegnung mit ihm fern ist. Mehr als einmal wendet sich Petrus von der Entscheidung zur Nachfolge ab. Aber auf seinen Umwegen erkennt er Zeichen, die ihn zurück in die Spur Jesu führen. – Er braucht halt seine Zeit, seinen Weg zu finden und ihn dann zu gehen.

Auch wir dürfen immer wieder ruhig werden und uns zu Jesus hin ausrichten, um ihn zu entdecken und zu begegnen.

Er will uns immer wieder fragen: Quo vadis? – Wohin gehst du?

 

Pastor Tobias Spittmann

 

Jesus begegnet Kranken

Notdienst-Klingel

(Bild: Peter Weidemann; www.pfarrbriefservice.de)

Auf meine Krankheit schauen zu müssen, macht mich wahnsinnig. Die weiße Wand vor mir macht mich wahnsinnig“, so ein Patient in seinem Hospitalbett.

Liebe Leser/-innen,

Krankheit führt den Menschen in eine andere Daseinsform, die ihn zur tieferen Selbsterkenntnis und Selbstfindung herausfordert. Kann der so herausgeforderte Mensch seinen inneren Frieden erlangen, zu sich selber finden, seine Krankheit bewältigen?

In den Evangelien begegnet Jesus den Kranken und auf Heilung
hoffenden Menschen. In den biblischen Erzählungen können wir von Krankheiten ausgehen, die den
Menschen in seinem Innersten vernichten. Ein Aussätziger ist für die Gesellschaft, die sein Leben war, einfach zum Toten geworden, indem sie ihn davon ausgeschlossen hat, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Aussatz machte den Menschen zu einem Aussätzigen. Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit könnten nun beim Ausgestoßenen die logische Folge sein. In scheinbar auswegloser Situation findet ein Ausgegrenzter, der wohl möglich nur noch die weiße Wand, die ihn an sein Krankenlager gefesselt
anstarrt, die Kraft, Jesus anzusprechen.

Das in Jesus gesetzte Vertrauen wird in den Berichten der Evangelisten nicht enttäuscht und führt den Betroffenen ins gesellschaftliche Leben zurück. Jesus streckt dem seine rettende Hand entgegen, den zu berühren als todbringend galt. Kann es ein machtvolleres Zeichen des Lebens geben?

Jesus geht ganz selbstverständlich und natürlich auf den hilfsbedürftigen Menschen unter Achtung seiner persönlichen Würde zu und verhilft ihm so, wieder gesellschaftlich anerkannt zu werden. Dem so Geholfenen wird sein
Leben, das sich in gelebten Beziehungen als lebendig
erfährt, wieder zurückgegeben. An keine Bedingung wird diese Gabe erfahrener Gesundung, die ins Leben zurückführt, gebunden. In Freiheit will sie angenommen werden und ganz natürlich mag daraus ein ganz persönlicher Dank erwachsen, der von ganzem Herzen kommt. „Mit neuen Augen“, darf auf das eigene Leben nun geschaut werden. Der innerlich geheilte Mensch wird befähigt auch dann, wenn eine medizinische Heilung nach menschlichem
Ermessen als unmöglich gilt, seelisch aufatmen können. Vielleicht können wir gemeinsam darum beten, dass uns Jesus in die Kunst mit neuen Augen zu sehen einführt. Indem auf mich, als Kranker, als Ausgestoßener oder Ausgegrenzter geschaut wird, kann ich auch mich selbst wieder anschauen, meine Situation als persönlich geliebter und geachteter Mensch meistern. Quasi in göttliches
Sehen eingeführt, und davon bin ich fest überzeugt, werde ich fähig, zu Frieden und Gesundheit in der Welt beizutragen.

 

Markus Röttger

 

Gedanken zur Fastenzeit

Westwerk Corvey

Corvey, Westwerk

Für die Kunstgeschichte ist das Corveyer Westwerk von großer Bedeutung, mehr noch freilich für die Geschichte und Wirkung des Christentums im Norden unseres Kontinents. Das Kloster Corvey gehört zu den Wiegen des christlichen Europas. Die erste Wiege des Christentums ist das Osterereignis, auf das wir uns in dieser Fastenzeit wieder
vorbereiten, eine Zeit, in der wir einen besonderen Blick auf die Weise unseres Lebens in dieser Zeit richten können, die sicher eine besondere ist und daher auch des Nachdenkens und (Sich-)Prüfens wert ist. Die biblische Tradition kennt mit den Propheten intellektuelle Dissidenten, die das Handeln von Mächtigen und Mehrheiten immer wieder einer Prüfung und Kritik unterzogen haben, in der Blickrichtung Macht korrumpiert, Moral kostet Geld … und dafür auch die Konsequenzen zu spüren bekamen.

Moral bezeichnet zunächst die Handlungsprinzipien einer Gruppe, Ethik die Fragestellung: Darf ich alles, was ich kann? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Was bestimmt also unser Handeln? Woran orientieren wir uns? Heute sprechen wir oft von Werten, wie etwa der Achtung für das Leben des anderen Menschen. Dieser Wert ist ohne Zweifel gut und richtig und umzusetzen.
Früher sprach man – wie es der Religionsphilosoph Remi Brague einmal aufgezeigt hat – von Geboten, wie etwa Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht lügen. Das sind Selbstverständlichkeiten, ohne die eine menschliche Gesellschaft nicht lange bestehen kann.
Wenn man das unter dem Begriff Werte fasst, ändert man die Perspektive: Gebote kommen von oben.  Werte sind dagegen etwas, was wir bestimmen können, denn ein Wert ist das, was wird bereit sind zu zahlen, um etwas zu bekommen. Damit kommen wir in die Welt des Verhandelns und werden damit zu Entscheidern über das, was getan oder gelassen werden soll. Das bringt Werte in den
Bereich der Verfügbarkeit: Einerseits: Es ist bequemer, mit Werten zu leben – ich kann entscheiden. Andererseits können Mächtige Werte festlegen oder umwerten, zu ihren Gunsten. Korruption und Willkür sind dann oft schwerwiegende Folgen. Gebote dagegen anerkennen den göttlichen Ursprung und damit auch eine Unverfügbarkeit. Diese
Unverfügbarkeit sichert das Leben des Einzelnen wie einer Gesellschaft. Darauf haben die biblischen Propheten
immer wieder hingewiesen. Für mich ist dieser Hinweis ein Auftrag durch die Zeiten hindurch, insbesondere immer wieder für die Fastenzeit. Schärfen wir daher unseren Blick

– nach oben

– nach unten und zur Seite

– und lassen uns von dem leiten, der das Leben

der Menschen in Fülle will …

 

Pfarrdechant Hans-Bernd Krismanek

 

 

Advent 2020

Advent 2020

(Bild: privat)

 

 

„Seht,
 Gott, der Herr, 
 kommt!“  (Jes. 40,10

 

Leben in Corona Zeiten ist so ein wenig wie Leben in Zeiten des Exils, in dem ein kleiner Rest des Volkes Israel 700 vor Christus ausharren musste.

Heute wie damals fragen Menschen: Wann wird das ein Ende haben? Wann werden wir uns wieder frei bewegen können? Wann wird das Fremdbestimmt-sein, die Unsicherheit vorbei sein?  Hat Gott uns vergessen? Hat er uns verlassen?

Heute wie damals suchen Menschen nach Antworten, nach Hoffnungsträgern, nach positiven Zeichen und Zuwendungen, nach Mutmachern.

Der Prophet Jesaja, der 700 v.Chr. lebte und sich dem Restvolk Israel zuwendete, war so ein Mutmacher. In all der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit richtet er die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Versprechen Gottes: „Ich bin bei euch! Ich verlasse euch nicht!
(Jes. 41,10)“. Jesaja findet starke Bildworte: „Gott kommt – und sammelt die Herde, führt sie zur Weide, trägt die Lämmer auf seinem Arm, führt behutsam die Mutterschafe (Jes. 40,11)“.

Diese adventliche Botschaft schenkt Halt und Hoffnung, heute wie gestern. Sie hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Sie wird heute konkret durch Menschen, die authentisch Gottes Nähe und Fürsorge erlebbar machen durch die Art, wie sie mit Menschen umgehen, durch Worte und Zeichen, die Hoffnung, Halt und Geborgenheit schenken. Advent 2020 findet statt, ist nicht abgesagt! Zeigen wir es!

Ihnen allen eine gesegnete und hoffnungsvolle
Adventszeit!                                                               

Marie-Luise Bittger

 

Maria, eine von uns

Maria, eine von uns

Menschen wenden sich in ihren Sorgen und Anliegen oftmals an Menschen, denen sie vertrauen schenken könnten. Es sind Menschen, die ihnen in ihrer Not einen guten Rat, eine Empfehlung geben oder ein tröstendes Wort finden, das Mut macht. Maria, so wie wir sie aus dem Lukasevangelium kennen, in dem die Geburt ihres Sohnes und das Leiden Jesu beschrieben werden, nimmt diese vertrauliche Stellung in Leben vieler gläubiger Menschen ein. Davon zeugen die Blumenpracht und die vielen brennenden Kerzen vor den Marienbildern in unseren Kirchen.

Maria, sie kennt die Schmerzen und die Freude, die sie bei der Geburt ihres Sohnes empfunden und auch durchlitten hat. Freud, und Schmerz erfahren wir Menschen wie Maria immer wieder als feste Bestandteile unseres Lebensvollzuges. Glück und Leiden gehören wesentlich zum Leben als Mensch dazu. Nach dem Fest Mariä Geburt und dem Gedenktag Mariä Namen, die wir in den letzten Tagen in der Liturgie der Kirche gefeiert haben, gesellt sich am kommenden Dienstag, den 14. September der gebotene Gedenktag des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens dazu. Die Schmerzen Mariens werden in einem Gedenktag platziert. Und wie Maria mit ihrem Sohn gelitten und im Mitleiden so manche Schmerzen auch zu den ihrigen hat werden lassen, so geht es vielen Menschen. Sie leiden mit, wenn es ihnen oder den ihrigen nicht gut geht, wenn empfundenes Lebensglück an Leuchtkraft verliert.

Maria eine von uns! In den Schmerzen unseres Lebens sind wir nicht allein. Als Mutter Jesu weiß Maria um die unauslotbaren Schmerzen, wenn das eigene Kind vor dem eigenen Ableben von dieser Welt geht. Es sind die vielen Eltern, ob Väter oder Mütter, die um ihre Kinder trauen wenn sie vor der Geburt oder gar jung an Lebensjahren sterben müssen. Der Name Maria stammt von der der he-bräischen Form Mirjam. Mirjam können wir mit »Vielgeliebte Gottes« übersetzen. Als geliebte des ewigen Gottes geht Maria auch in Leid und Schmerz nicht unter, ja wird sogar zur Königin des Himmels. Ich darf, wenn auch als zweiten Vornamen, den Namen Maria tragen. Meine Eltern wollten es so, und sie haben beim Standesamt religiöse Gründe angegeben. Sie wollten, dass ich ein Geliebter Gottes bin, der mich, wenn auch unsichtbar, so doch durch alle Lebenssituationen liebend trägt. Das Gedächtnis der Schmerzen Mariens feiert nicht das Leid, sondern will Ihnen und mir helfen und uns gemeinsam daran erinnern, wir sind von Gott geliebt. Daran mag uns immer wieder Maria erinnern, wenn wir die vielen Blumen und leuchtenden Kerzen vor ihrem Bilde sehen.

Pastor Markus RöttgerIhr Markus Maria Röttger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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