Geistliches Wort

 

 

25.04.24

Die Frau an unserer Seite

(Bild: Manuela Steffan;
www.pfarrbriefservice.de)

Der Mai ist wie dafür geschaffen, verstärkt die Gottesmutter in den Blick zu nehmen und zu verehren, denn die Fülle der Blumen und Blüten, mit der uns die Natur in dieser Zeit beschenkt, lässt uns an Maria denken, die ‘voll der Gnade‘ ist.

Was Gott in sie hineingelegt und ihr anvertraut hat, überbietet jede andere Gabe, die je ein Mensch von Gott empfangen hat. Es macht sie – im übertragenen Sinn – zur schönsten Blume überhaupt. Gott hat sie erwählt, Gottesgebärerin und Mutter Gottes, Mutter seines einzigen Sohnes, zu werden.

Zu dieser Erwählung hat Maria Ja gesagt, und sie steht zu dieser Botschaft, die sie empfangen hat, zu ihrem Auftrag, zu ihrem Kind. Sie gibt sich voll und ganz in diese Rolle hinein. In ihr hat das Wort Fleisch angenommen. Es verbindet Himmel und Erde. In ihrem Kind hält sie den Himmel in den Händen. Sie hat erfüllt, was in anderer Weise auch unsere Aufgabe ist als Christ und als Kirche: Was wir von Gott empfangen haben, müssen wir  wie durch eine Tür  zur Welt bringen – immer wieder neu. Was wir von Gott empfangen haben, haben wir nicht allein für uns. Es gilt allen, d.h. wir müssen es loslassen können, um es weiterzugeben. So besteht die Mutterrolle ja darin, das Leben der eigenen Kinder zu nähren, zu schützen, es zu verselbständigen und dann für das Leben freizugeben. Insbesondere in der Zeit des öffentlichen Auftretens Jesu war Maria nicht die ganze Zeit an seiner Seite – nur bei der ein oder anderen Gelegenheit, wie beispielsweise bei der Hochzeit zu Kana. Als sie dort ihren Sohn auf die leeren Weinkrüge aufmerksam macht, erhält sie zur Antwort: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen!“ Das gehört zum Erwachsensein genauso dazu wie zum Loslassen. Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen und entscheiden, was wann dran ist. Jesus geht seinen Weg. Auch wenn Maria nicht immer bei ihrem Sohn ist, so ist sie doch stets eng mit ihm verbunden. Gerade auch in den dunkelsten Stunden seines Lebens leidet sie mit. Da steht sie vor und unter dem Kreuz. Das Johannesevangelium berichtet, dass Jesus vom Kreuz aus seinem Lieblingsjünger  Maria  zur Mutter gibt  und  seiner Mutter  den Lieblingsjünger  als Sohn anvertraut. Wir dürfen daraus ableiten, dass wir gerade in unseren schweren Stunden in Maria  eine Mutter haben. Sie ist die Frau an Jesu Seite, aber auch die Frau an unserer Seite. In unserem persönlichen Leben, wie auch in unserem Leben als Kirche, ist Maria eine gute Begleiterin. Eine außergewöhnliche Frau – voll von Gottes Gnade.

Pastor Thomas Nal