Der Segen der Kraniche

Der Segen der Kraniche 
Kraniche am Himmel

Text: Andrea Schwarz; aus: „Leben, was sonst!“ – Patmos Verlag; Bild: Martin Flüß; www.pfarrbriefservice.de)

Möge Gott dir Glück und ein langes Leben schenken

Möge Frieden in deinem Herzen sein und in der Welt, in der du lebst

Möge Tanz dein Leben erfüllen und Sehnsucht dein Herz

Mögest du den Mut zum Aufbruch haben
und dorthin ziehen, wohin der Ruf dich führt
 

Möge deine Seele im Unendlichen geborgen sein

– und wenn sie eines Tages heimgehen will dann werde ich sie tragen.

Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Die Tage werden kürzer und die Abende kühler. Die meisten Felder sind abgeerntet. Die ersten Zugvögel machen sich auf den Weg und fliegen gen Süden. Bald werden auch die Kraniche folgen. Ihr Ruf lockt mich aus dem Haus. Ich schaue ihnen  nach und spüre so etwas wie Wehmut im Herzen. Warum? Weil der Sommer zu Ende geht? Vielleicht aber auch, weil (unbewusst) eine tiefe Sehnsucht in mir geweckt wird. Eine Sehnsucht nach Freiheit. Fliegen können, frei sein wie ein Vogel  – wer hat diesen Traum nicht schon einmal geträumt? „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. Und dann, würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein“ heißt es in einem Lied von Reinhard Mey. Und Bibelstellen kommen mir in den Sinn.  „Seht euch die Vögel des Himmels an! Sie sähen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie! Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“  (Mt 6,26) „Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel … das Netz ist zerrissen und wir sind frei (Ps 124,7).  „O hätte ich Flügel wie Tauben, dass ich wegflöge und Ruhe fände! (Ps 55,7) „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ (Ps 139,9). Sowohl das Lied von Reinhard Mey, als auch der Segen der Kraniche von Andrea Schwarz und die Bibelstellen sagen mir: gib deiner Sehnsucht Raum; überwinde Grenzen, wo immer sie dich am Leben hindern; lass dich tragen, führen und auffangen von der Liebe Gottes; er schenkt sie dir umsonst, jeden Tag neu!

Mögen auch Sie sich getragen und geborgen wissen in dieser Liebe Gottes wünscht Ihnen von Herzen

Marie-Luise Bittger, Gemeindereferentin