Zum Leben auferwecken

Weg aus dem Grab - Lazerus

Bildnachweis: Ute Quaing; www. pfarrbriefservice.de)

 

Meinen Weg will ich gehen und ich gehe ihn in der Zeit. Es ist die Zeit nach den tollen Tagen, es ist die „Fastenzeit“ die in mir Spuren, wie die Räder eines Wagens auf unbefestigtem Weg unterwegs, hinterlässt. Der Weg entsteht beim Gehen unter meinen Füßen und gräbt sich mit seinen Spuren in mein Gedächtnis und in meine Seele ein. Es ist der Weg durch diese Fastenzeit, an deren Ende Tod und
Auferstehung Jesu stehen.

 

 

 

Vom Ende her betrachtet, fällt mir die Geschichte der Auferweckung des Jünglings von Naïn ein. (Lk 7,11-17) Es ist eine biblische Geschichte, die den Weg des Jünglings vom Tod zum Leben erzählt. Was will in mir leben und was ist in mir gestorben? Wenn ich die biblische Geschichte nicht nur auf das Faktum des aufgeschriebenen Inhalts beschränke, sondern sie als Anregung und Anfrage verstehe, die meine Art zu leben und zu glauben hinterfragt, dann wird es eine Geschichte für mich. Als Leser angesprochen, darf ich mich wiederfinden in der Gestalt des Jünglings. Was ist in mir gestorben und was will leben, was muss in mir leben, damit ich mich in meiner Würde als Mensch erkenne? Was möchte in mir leben und kann nicht leben?

Leben wecken und zum Leben auferwecken sind zutiefst österliche Themen. Sie sind auch meine Themen und werden hochaktuell, wenn ich das Kranke in mir anschaue, das in mir und den Menschen, denen ich begegne, ein
Gefühl der Leblosigkeit hinterlässt. In einem persönlichen Ostern darf ich mich auferwecken lassen. Es ist wichtig, dieses als ein Geschehen-lassen zu begreifen. In seiner Todesstunde ruft der sterbende Jesus vom Kreuz herab: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34) Mit diesem Ruf verlangt er in einem von Todesangst gezeichneten Aufschrei den Lebensatmen seiner göttlichen Lebensgrundlage zurück. Er ruft im Todeskampf in die Welt hinein, heil werden kann sie, wenn sie von Gott nicht verlassen ist. Ostern geschieht unerwartet und ganz unspektakulär, wenn Frauen am Ostermorgen davon berichten, dass der Tote nicht mehr da sei. Es
folgen persönliche Begegnungen des zuweilen ungläubigen Staunens und des Heilens.

Leben möchte auch ich und nehme mir vor, die Fastenzeit zu nutzen, mich heilen zu lassen.

Röttger 01

Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, wünsche ich, in den nun bevorstehenden Wochen, eine Erfahrung des Heil-Werdens und ein lebendiges Ostern.

 

Pastor Markus Röttger