Annahme seiner selbst

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Annahme seiner selbst

Die Frage nach der eigenen Identität treibt viele Personen und Institutionen heutzutage um. Viele wissen angesichts so vieler Wandel nicht mehr recht, wer sie sind und was sie sollen. Viele
Diskussionen drehen sich um dieses Thema, nicht zuletzt alles, was unter den Begriff „queer“ fällt. Sehr stark
richten wir den Blick auf das Machen. Als Menschen können wir viele Dinge tun und gestalten. Andere Menschen prägen uns. Doch gehört zu uns auch unweigerlich das Empfangen.

Das Wichtigste können wir nicht machen oder herstellen. Das Leben haben wir uns nicht selbst gemacht, sondern wir haben es empfangen. Den Ehepartner haben wir nicht gemacht, sondern wir haben ihn vorgefunden. Auch Kinder kann man nicht „machen“. Der Begriff des Zeugens drückt aus, dass die eigentliche Formung des unverwechselbaren Individuums nicht in der Hand der Erzeuger liegt. Schließlich bestimmen die Eltern nicht das Geschlecht, das Genom, die Augenfarbe etc.

Wir dürfen uns annehmen. Wir wurden uns gegeben und jemand hat sich bei uns etwas gedacht und einen Plan für uns. Wenn wir etwas annehmen, heißt es, dass wir es nicht leugnen, nicht zurückweisen, sondern es in Liebe anschauen und akzeptieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir alles gutheißen und dass alles so bleiben muss, wie es bisher ist, denn wir Menschen können nicht nur körperlich wachsen. Wenn ich beispielsweise alkoholabhängig bin, kann ich die Augen davor verschließen oder ich kann es annehmen und idealerweise versuchen, es zu ändern. Jemanden oder etwas annehmen heißt auch nicht zu behaupten, dass alles gleich gut wäre. Es wäre sarkastisch, wenn man einem Alkoholabhängigen sagen würde, dass er ruhig weitertrinken könne, denn niemand dürfe behaupten, dass das schlecht wäre.

Wir tun gut daran zu wissen, dass zum menschlichen Leben neben dem Tun auch das Empfangen gehört und dass die Annahme seiner selbst auch bedeutet, dass ich mich zu meinem Positiven hin verwandeln lassen kann. Wir sind Raupen, die zu Schmetterlingen werden können. Wenn wir das erkennen, beginnt für uns Ostern.

Die Freude der Ostern wünsche ich Ihnen!

 

Pastor Jonas Klur