Gedanken zur PGR-Wahl 2017

Dr. Rainer Hohmann

Dr. Rainer Hohmann

WO STAUB IST, IST AUCH LEBEN!

WOHL JEDER HAT SIE BEI SICH ZUHAUSE HERUMSTEHEN: „STAUBFÄNGER“.

Gedanken zur Pfarrgemeinderatswahl 2017

Mitbringsel von Urlaubsorten, kleine Geschenke von lieben Menschen, die die Freundschaft erhalten, Andenken aller Art, Krimskrams; etwa den Petersdom samt Kolonnaden aus Gips, die Queen in Türkis mit Handtasche, solarbetrieben, bei Sonnenschein winkt sie mit der Hand. Eine Schneekugel, darin ein Foto des Patenkindes mit Nikolausmütze im Flockengestöber …

Bei jedem Hausputz stört das Zeug, hält auf. Und doch bleibt es stehen, an seinem Ort, ein wenig nur in der Position verrückt, mal ein paar Zentimeter nach hinten, mal zur Seite. Irgendwie hängen wir an ihnen, den geliebten Staubfängern.

Was Kirche ist, mutet vielen Menschen manchmal genau so an: an repräsentativem Ort errichtet, zu wenig in Gebrauch, irgendwie im Abseits und schon deshalb reichlich staubanfällig, in die Jahre gekommen, aber zum Wegwerfen zu schade, halt ein Andenken an frühere – bessere? – Zeiten.

Und ausgerechnet jetzt tut sich etwas.

Kirche vor Ort ist mächtig im Umbruch, sie will mehr sein als ein Deko-Artikel, will sich mitten ins Leben der Menschen stellen und dabei das, was seine Zeit gehabt hat, das, was zu groß geworden ist, loslassen. Was lange irgendwie seinen Gang ging, wird plötzlich unruhig, wird betriebsam, erregt Aufmerksamkeit, vielleicht auch Protest.

Routine kommt an ihr Ende. Gewohnte, auch verwohnte Heimat verschwindet in den aufgewirbelten Staubwolken des kirchlichen Umbaus. Fast so wie Jesus Christus am Himmelfahrtstag den Blicken entschwindet.

Es ist nicht möglich, Staub aufzuwirbeln, ohne dass die Leute husten, sagt man. Nimmt das Wunder. Das war schon damals so, als das Gottesvolk durch den Wüstensand wanderte, ein scheinbar endloser Weg in das verheißene gelobte Land. Mose, Aaron und Mirjam, die eben noch vor Jubel gesungen hatten, mussten sich einiges anhören. Menschen reagieren mitunter allergisch auf Staub und auf die Veränderungen, die ihn auslösen

Andererseits gilt: Wertvolles, Kostbares – sei es neu oder lediglich in Vergessenheit geraten und verschüttet – wird nur da gefunden, wo auch kräftig gestöbert wird, wo man sich auf die Suche macht, beherzt anpackt, Provisorien erträgt, manchmal auch geduldig Bretter bohrt, dass Sägespäne stieben und es in den Nasen nur so kribbelt.

Mit der Kirche ist es wie mit alten Büchern und mit Weinflaschen: Der Staub darauf spricht für Qualität!

Lassen Sie sich vom Kirchen-Staub nicht abschrecken! Denken Sie daran: In der Natur gibt es kein Wachstum und keine Blüte ohne Staub und Pollenflug. Jedes Staubkorn kann ein Samenkorn sein, kann den Keim zu neuem Leben in sich tragen.

Es lohnt sich, unter all dem Kirchen-Staub das freizulegen, was an Qualitäten verborgen ist.

Wo Staub ist, ist auch Leben. Das gilt umso mehr für den Glauben.

Seit der Wüstenwanderung des Gottesvolkes.

Seit Christus dem Grab entstiegen ist.

Seit Er uns mit seinem Geist beschenkt, ihn ausstreut

wie Sternenstaub – und damit immer neue, immer frische

Lebendigkeit verbreitet.

Am 11./ 12. November 2017 werden in den nordrheinwestfälischen Bistümern die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Bringen Sie sich ein! Es ist eine Chance, vor Ort und vom Ort aus unsere Kirche mitzugestalten.

Gehen Sie wählen! Wenn Sie sich nicht selbst als Kandidatin oder Kandidat zur Wahl stellen möchten, so machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.

Eine hohe Wahlbeteiligung ist Ermutigung und Rückendeckung für die, die sich ehrenamtlich, bei Ihnen

daheim, in Ihren Gemeinden engagieren.

Eine hohe Wahlbeteiligung ist Ermutigung und Bestärkung für alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ohne Ihren Rat und Ihre Unterstützung nicht gut arbeiten könnten.

Es lohnt sich, Staub aufzuwirbeln, Altbewährtes neu zu entdecken, neue Wege zu wagen. Bei der Pfarrgemeinderatswahl haben Sie dazu am 11./12. November 2017 Gelegenheit. Ihre Stimme zählt!

Dr. Rainer Hohmann, Leiter der Priesterfortbildung

und Direktor des Clementinums in Paderborn