Die heutigen Möglichkeiten und Methoden, Zeit zu messen, führen zu einer ungeahnten Genauigkeit. Im Vergleich zur Sanduhr, deren Messung an ein Ende kommt, läuft die Quarzuhr weiter, immer weiter, noch jahrelang, und das unvorstellbar genau und exakt.  Das obere Glas der  Sanduhr entleert sich im unteren. Dann steht sie still, d.h. die Zeit ist abgelaufen und die Sanduhr muss umgedreht werden, damit die Zeit weiter laufen kann.

In beiden Fällen verrinnt die Zeit; die Zeit läuft ab. Und deshalb machen wir die Erfahrung: Unsere Zeit ist begrenzt. Bei der Verabschiedungsfeier in der Friedhofskapelle werde ich vielleicht sagen: Eine Zeitspanne von 95 Lebensjahren wurde dem Verstorbenen geschenkt. Dann war seine von Gott geschenkte  Zeit zu Ende. Nach Stunden der Trauer wird sich große Dankbarkeit, vielleicht sogar Freude einstellen.  Schwieriger wird es mit solch positiven Gefühlen, wenn der Verstorbene nur einige Jahrzehnte gelebt hat.

Immer wieder aber machen wir  die Erfahrung, dass Zeit ein Geschenk ist. Was machen wir dann aber mit diesem Geschenk? Unsere Sprache ist hier sehr erfindungsreich: „Zeit ist Geld.“ Manchmal stimmt es. „Zeit totschlagen.“ Wir wissen nicht, was wir mit ihr anfangen sollen.  Ein Gefühl der Unzufriedenheit stellt sich ein. Wir könnten die „Zeit auch weiterschenken“ – anderen? Oder haben wir keine Zeit dafür? Wir könnten jemand damit glücklich machen; den, der auf unsere Hilfe wartet; den Kranken nebenan; die alten Menschen, die früher unsere Kirchen gefüllt haben und heute alleine sind, weil ihnen die Gesprächspartner fehlen.

Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden – einer von uns –  ist in unsere Zeit eingetreten, als „die Zeit erfüllt war“. Er hat uns vorgelebt, wie wir mit unserer Zeit umgehen können, wie wir sie wertvoll und kostbar machen können.

 

Ihr Diakon Dreker