Am Anfang war das Licht

Ein Meer von Licht hüllt uns in diesen sommerlichen Tagen ein. Schon früh wird es am Horizont hell und erst kurz vor Mitternacht verdunkelt sich das Firmament wieder. Die Stimmung unter den Menschen ist gut. Gemüter werden, wenn sie nicht durch harte Schicksalsschläge gedemütigt wurden, aufgehellt und zeigen sich vielfach in frohen Gesichtern, denen wir in diesen Tag in reicher Zahl begegnen.
Licht, ein Lebenselixier, gibt uns in seiner Alltäglichkeit und Vertrautheit, wenn der Mensch versucht, es genauer zu erforschen, eine Fülle von Rätseln auf. Es erscheint als Welle und gleichzeitig wie ein Strahl. Die Lichtstrahlen werden in den Tiefen des Alls gekrümmt und gebeugt. Licht treibt die Photosynthese an und beschert uns damit einen Planeten, auf dem es von Leben wimmelt.
Licht taugt hervorragend als Metapher, als Umschreibung für die Kraft, die den Motor und den Ursprung allen Leben antreibt. In Anlehnung an das Johannesevangelium möchte ich in die Welt rufen:
Am Anfang war das Licht!
Ein großartiger Gedanke, der Philosophen wie Naturwissenschaftler gleichermaßen antreibt. In den letzten Monaten wurde in unser Kleinstadt Höxter viel gegraben. Glasleiter verschwanden unter Bürgersteigen und Straßen. Durch sie wird Licht strömen und auf diese Lichtstrahlen werden Informationen modelliert. Leben wir doch in einer Informationsgesellschaft. Alles dreht sich um Information und schnell soll sie fließen. Informationen in denen sich das Leben selbst vorstellt, finden wir bei Licht besehen, in den Begegnungen von Mensch zu Mensch, von Person zu Person. Ein Alltagswort
führt dieses vor Augen. »Du bist die Sonne meines Lebens.« Wie viel Zuneigung und Lebenswahrheit steckt in solch einem Wort? Dahinter verbirgt sich unermesslicher Geist und ich möchte sagen: Hinter dem Leben steckt göttliche Kraft, zeigt sich Gott in seinem Wesen als nahbarer und wahrnehmbarer Sonnenschein meines Lebens. Ich spreche hier von gewonnener Erfahrung, die ich persönlich gemacht habe. Und ich denke, dass dieses allen Menschen, die mit Licht in Berührung kommen, möglich ist, immer dann, wenn in den dunklen Abschnitten und verstörenden Schicksalsschlägen des Lebens Heilung und Vergebung stattfindet.
Ein kurzes Gebet möchte ich Ihnen ans Herz legen, in der Hoffnung, dass es die sonnigen Erfahrungen, die wir machen dürfen, winterfest heranreifen lässt.
Gott,
In dir ist Licht, in dir ist Leben.
In dir ist Kraft, in dir ist Gnade.
In dir ist Versöhnung, in dir ist Vergebung.
Ihr Markus Röttger, Klinikseelsorger