Glaube braucht die Freiheit!

Glaube braucht die Freiheit!

Gem.-Ref. Carsten SperlingDie Ereignisse in Paris erschüttern und machen nachdenklich. Im Namen der Religion werden Menschen ermordet. Experten versichern in solchen Fällen gerne, bei diesen Taten gehe es in Wirklichkeit nicht um religiöse, sondern um politische, wirtschaftliche oder ethnische Auseinandersetzungen. Für mich ist eine Religion dort gesund, wo sie die Freiheit des Menschen fördert. Eine Religion macht krank, wo sie Abhängigkeit schafft, unter Druck setzt und Unfreiheit verstärkt.
Der Glaube setzt freie Menschen voraus.
Doch die Freiheit setzt auch den Glauben voraus.
Denn ohne Gott nützt uns die Freiheit nichts. Sie bleibt meist kalt und herzlos, sie stürzt uns in die Einsamkeit. Ein klassisches Beispiel für Freiheit in Verantwortung, die nicht nach Obrigkeiten oder Zustimmung schielt, ist für mich Jesus: Warum erzählte er diese Geschichte vom Barmherzigen Vater? Warum heilte er ganz bewusst und vor den Augen der Obrigkeit am Sabbat einen gelähmten und einen blinden Menschen? Warum konnte, warum wollte er die paar Stunden bis zum nächsten Tag nicht warten? Jesus setzt mit dieser gefährlichen Grenzüberschreitung – am Ende wird sie ihn das Leben kosten – ein Zeichen von Freiheit und Souveränität über jene Vorschriften, die den Menschen behindern. Was wirklich getan werden muss, verträgt keinen Aufschub, vor allem nicht aus religiösen Gründen. Dem kranken Menschen muss geholfen werden! Den Flüchtlingen in unserer Stadt, in unseren Dörfern muss Gastfreundschaft gewährt werden! Sofort! Heute ist der Tag! Das ist übrigens ein ganz wichtiges Motiv der Frohen Botschaft:
Heute und jetzt ist die Zeit für eine Entscheidung, nicht morgen. Dafür trägt Jesus die Konsequenzen, die jede freie Entscheidung in sich hat.

Carsten Sperling, Gemeindereferent